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Bergsteigerdorf-Trilogie

Für alle Freunde der alpinen Seite des Großarltales gibt es heute wieder einmal einen Beitrag rund um das hochalpine Bergsteigerdorf ® Hüttschlag. Oder besser gesagt über die drei Bergsteigerdörfer Mallnitz, Malta und Hüttschlag. Ich darf Sie dabei mitnehmen, auf eine hochalpine Bergtour vom Hannoverhaus in Mallnitz auf den Ankogel, weiter durch das Kleinelendtal in Malta hinab zum Maltastausee und über die Arlscharte nach Hause bis nach Hüttschlag.

Unsere Tour starten wir – wir das sind in dem Fall mein Bruder Matthias und ich – am Nachmittag des 7. August in St. Johann im Pongau und fahren erstmals mit dem Zug über Gastein bis ins Bergsteigerdorf Mallnitz. Von dort mit dem Bus die 5 km zur Ankogelbahn. Nachdem wir am nächsten Tag viel vorhaben, nutzen wir für den Aufstieg die Ankogelbahn (Talstation: 1.281 m, Mittelstation: 1.945 m, Bergstation: 2.636) und kommen so zügig und entspannt gegen 15.30 Uhr oben am Hannoverhaus (2.565 m) an, wo wir gleich unser Nachtquartier beziehen.

Hannoverhaus (2.565 m), Bergsteigerdorf Mallnitz

Abendessen gibt es von 18.00 – 19.30 Uhr. Also entschließen wir uns nach kurzer Beratung, uns zum Zweck der besseren Orientierung heute noch ein Stück des morgigen Weges zum Ankogel anzusehen, schließlich wird es morgen noch dunkel sein, wenn wir starten. Also marschieren wir los entlang dem Tauernhöhenweg in Richtung Osnabrückerhütte/Ankogel. Nach einer knappen halben Stunde kommt die Abzweigung. Von hier geht es über riesige Geröll- und Schneefelder bergwärts Richtung Ankogel. Oben an einer Scharte am Berg machen wir kurz Halt und schauen uns von dort noch den Weg in Richtung Gipfel für morgen an. Gleichzeitig entdecken wir ein kleines Gedenkkreuz. Abstieg zurück zum Hannoverhaus. Runter geht es wesentlich schneller, denn am Abend hat der Schnee aufgefirnt und man kann die riesigen Schneefelder in wenigen Minuten runterrutschen.

Scharte unterhalb des Ankogels, links Mallnitz, rechts das Gasteiner Anlauftal

Zurück im Hannoverhaus lockt erst mal ein kräftiges Bergsteigermenü mit Gemüsesuppe, Nudeln mit Fleischsauce und Buchteln mit Vanillesauce. Dazu ein fruchtiger Grüner Veltliner. Und das bei Sonnenschein, gefühlten 22°C und einem grandiosen Ausblick auf beinahe 2.600 Metern. Herz was willst du mehr? 

Ein Achterl Grüner Veltliner auf beinahe 2.600 Metern – Ja dann prost!

Nach dem Abendessen steigen wir nochmals kurz auf auf die Arnoldhöhe (2.700 m), um dort oben den Sonnenuntergang zu erleben. Hier oben stand früher übrigens das alte Hannoverhaus. Jetzt ziert die Anhöhe ein altes Mausoleum, in dem Johann Karl Moritz ARNOLD, langjähriger Vorsitzender der Sektion Hannover des Deutschen Alpenvereines seine letzte Ruhestätte findet. Wir genießen den Sonnenuntergang und den herrlichen Blick hinunter ins Gasteiner Anlauftal. Hier oben verläuft also genau die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten. Nachdem die Sonne in den Wolken verschwunden ist, steigen wir in ca. 15 min. ab zum Hannoverhaus und begeben uns bald zur Nachtruhe.

Hier oben auf der Arnoldhöhe stand einst das alte Hannoverhaus.
Sonnenuntergang am Mausoleum auf der Arnoldhöhe

Ein neuer Tag – die große Tour kann beginnen

3:00 Uhr, der Wecker schellt. Leise aufstehen, um niemanden zu wecken. Blick aus der Tür: Nebel und Kälte. Ein kurzes Frühstück im Treppenhaus, Schuhe an, warm anziehen und los geht´s. Mit Stirnlampe am Kopf starten wir gegen 3:30 Uhr unsere Tour in Richtung Ankogel. Gut, dass wir uns gestern den Weg schon ein wenig angeschaut hatten. So fällt uns die Orientierung leichter. Denn Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind für diese Tour unbedingt erforderlich. Wir kommen gut voran. Die Nebel lichten sich langsam, kein Mensch weit und breit und auch der Blick zurück verrät: In der Hütte ist noch alles in friedlicher Ruhe. Der Schnee, am Vortag schön aufgefirnt, ist jetzt pickelhart, beinahe eisig. Gegen 5:00 Uhr stehen wir oben an der Scharte, wo wir am Vortag umgedreht hatten. Mittlerweile dämmert es ein wenig. Im Schein unserer Stirnlampen steigen wir auf zum Kleinen Ankogel (3.096 m).

Blick vom Kleinen Ankogel zum Ankogel-Gipfel

Sonnenaufgang am Ankogel, 3.252 m

Nach nochmals ca. 20 Min. Aufstieg erreichen wir wie geplant gegen 5:45 Uhr kurz vor Sonnenaufgang den Gipfel des Ankogels (3.252). Ein herrlicher Moment. Erhaben. Glücklich. Zufrieden. Festgehalten für die Ewigkeit.

Sonnenaufgang am Ankogel, 3.252 m, 8. August 2020, 05:50 Uhr
Gipfelsieg am Ankogel

Ein kleines zweites Frühstück tut nun gut, vor allem eine Tasse heißer Tee aus der Thermoskanne. Denn es ist echt saukalt hier oben. Wir haben mit Ausnahme der langen Hosenbeine alles angezogen, was wir dabeihaben. Trotzdem fühlt es sich fast ein wenig eisig an – und das am 8. August. Schließlich sind wir immerhin auf über 3.000 Meter. Die Strahlen der aufgehenden Sonne tun gut. Aufgrund der Kälte machen wir uns relativ bald auf den Weg weiter über den Grat und dann den Gletscher hinab in Richtung Mittelelendscharte. Mit einer unglaublichen Weite liegt der Gletscher vor uns. Wir queren hinüber zu dem kleinen See, den wir in der Ferne sehen. Es ist der obere der beiden Schwarzhornseen (hier im Bild schräg links unterhalb der Sonne, in der Bildmitte die Schwarzhörner).

Abstieg vom Ankogel

Beim Abstieg zum Oberen Schwarzhornsee treffen wir an dem Tag die ersten Leute. Ein freundlicher Große. Es ist mittlerweile 8:00 Uhr. Sie wundern sich zwar, dass wir bereits von oben kommen, an dem breiten Grinsen in unserem Gesicht erkennen sie aber, dass wir den Gipfelsieg bereits hinter uns haben. Die kleine, flache Lacke über dem See ist mit einer dünnen Eisschicht bedeckt und so wissen wir nun, dass es in der Nacht hier oben tatsächlich unter Null Grad hatte. Trotzdem spiegelt sich das Südliche Schwarzhorn auf der eisbedeckten Lacke (Bild in der Galerie am Ende des Beitrages). Am Oberen Schwarzhornsee machen wir erstmals eine ausgiebige Pause. Diesmal aber richtig entspannt. Angenehm in der Sonne sitzend schauen wir über den See hinüber zur Hochalmspitze (“Tauernkönigin”, 3.360 m). So lässt es sich aushalten. Für mich ist das einer der schönsten Plätze überhaupt. Er wäre wohl prädestiniert für die ORF-Sendung 9 Plätze – 9 Schätze.

Der Obere Schwarzhornsee, Blick zur Hochalmspitze (“Tauernkönigin”), 3.360 m

Groß- oder Kleinelendtal?

Nach ausgiebiger Pause, frisch gestärkt geht es um 9:00 Uhr weiter, was uns unweigerlich zur nächsten Frage bringt: Abstieg ins Maltatal durch das Kleinelendtal oder durch das Großelendtal und die Osnabrückerhütte. Ein heißer Kaffee und frischer Apfelstrudel in ca. 2 Stunden (lt. Beschilderung) wäre ja nicht schlecht. Ich kenne beide Wege und hatte auch schon einmal darüber berichtet. Auf der Karte sehen beide Varianten in etwa gleich weit aus. Die Beschilderung vor Ort besagt allerdings, dass die Variante über das Kleinelendtal zirka um eine Stunde kürzer ist. Somit entscheiden wir uns für diese, den immerhin sind wir seit 3.30 Uhr auf den Beinen und haben noch etwa 7 Stunden Gehzeit vor uns. So machen wir uns auf hinauf zur Mittelelendscharte und hinab durch das Kleinelendtal zum Maltastausee. Imposant stürzen hier die Wasserfälle vom Tischlerkar- und Ankogelgletscher zu Tal. Je weiter runter wir kommen, umso mehr weichen die endlosen Geröllfelder der immer üppiger werdenden Vegetation und umso höher erscheinen plötzlich die Gipfel, die wir gerade noch auf Augenhöhe hatten.

Üppige Blütenpracht im Kleinelendtal

Laut und tosend fällt der Kleinelendbach hinab in den Maltastausee, an dessen Ufer wir nun ca. ½ Stunde talauswärts marschieren. Die Strecke geht uns leicht von den Beinen und wir haben Zeit und Luft, nebenbei über dies und jenes zu plaudern. Die meisten Wanderer, die uns hier entgegenkommen, sind nur mit Turnschuhen, manche sogar nur mit Sandalen und stylischer Strandbekleidung ausgerüstet. Sie machen einfach einen gemütlichen Spaziergang von der Staumauer des Maltastausees („Kölnbreinsperre“) aus und wundern sich über unser alpines Outfit. Schließlich erreichen wir die Abzweigung in Richtung Hüttschlag. Rund 300 Höhenmeter gilt es nun nochmals aufzusteigen bis auf die Arlscharte (2.252 m). Kein Lüftchen weht, die brütende Mittagshitze macht uns schon ein wenig zu schaffen. Doch gemächlich schaffen wir auch diese letzte Herausforderung, auch wenn der Rucksack irgendwie mit jedem Schritt schwerer wird. Langsam und in kleinen Schritten geht´s nach oben zur Arlscharte.

Blick von der Arlscharte auf den Maltastausee mit der Kölnbreinsperre
Arlscharte, 2.252 m, Blick Richtung Hüttschlag mit Arlsee (Pfringersee) und Zwölferkogel

Und weil wir schon mal hier sind, nehmen wir natürlich noch den kleinen Anstieg auf die Arlhöhe (2.326 m) mit. Ein herrlicher Rundblick tut sich hier oben auf. Alleine schon das Aufzählen der Gipfel würde wohl einige Minuten dauern. Entspannt gönnen wir uns eine ausgiebige Rastpause. Ja sogar ein kleines Nickerchen im Schatten hinter ein paar großen Felsbrocken ist jetzt drin.

270°-Rundblick auf der Arlhöhe

Von nun an geht´s bergab!

Herrlich! Was so ein Powernap bewirken kann. Und dazu die Gewissheit, dass es von nun an nur noch bergab geht. Mittlerweile ist es 15:00 Uhr. Rund 3 Stunden Gehzeit liegen noch vor uns, wir haben also ausreichend Zeitreserven. So gestatten wir uns am unteren der beiden Kolmseen nochmals eine Rast, um die Schuhe auszuziehen und unsere Füße im kalten See zu erfrischen. Getrocknet von der Sonne und voller neuer, vitaler Lebensgeister treten wir schließlich den Abstieg an hinab ins Schödertal zum Schödersee – oder besser gesagt zu dem Rest, der gerade noch davon übrig ist – und  weiter hinab in den Talschluss vom Bergsteigerdorf® Hüttschlag. Der Marsch vom Ötzlsee hinaus zum Parkplatz ist reine Formsache. Mehrmals drehen wir uns um und blicken zurück auf eine einzigartige Wanderung.

Für den einen sind es lediglich die nackten Zahlen von 26,6 km Länge, 1.100 Meter Aufstieg und 2.620 Meter Abstieg. Für uns ist es ein Tag voller Emotionen, einmaliger Erlebnisse und unwiederbringlicher Erinnerungen. Die Trilogie nicht nur aus drei Dörfern, sondern aus blühenden Bergwiesen, eisigen Gipfeln und kristallklaren Bergseen.

4 Antworten auf Bergsteigerdorf-Trilogie

  • Euer Bericht zur Bergsteigerdorf-Trilogie liest sich einfach traumhaft!
    Ich komme seit den 80er Jahren regelmäßig in das Tal der Almen um Wander- bzw. Rad-Urlaube zu verbringen.
    So auch in diesem Jahr.
    Bei meinem nächsten Besuch, muss ich unbedingt Eure beschriebene Tour selbst erleben!

    Wenn sich die Möglichkeit ergeben könnte, mit Euch gemeinsam los zu ziehen wäre das natürlich genial!!

    Ich freue mich auf weitere spannende und interessante Berichte.

    Begeisterte Grüße, Thilo Schulz
    aus Ebergötzen Landkreis Göttingen

  • Bei den Bildern geht einem das Herz auf!

  • Ein eindrucksvoller Berg-Bericht mit Super-Bildern . ! Hochachtung, das ist Weltklasse ! für Einen, der seine “Haxn” leider nicht mehr in diese Gefilde schwingen kann, eine Augenweide und Erinnerung an vergangene Berg-Erlebnisse . Hochachtung Tom ! Hartei aus “Minga” !

  • Diese Tour ist für mich leider mindestens eine Nummer zu groß.?
    Aber die Fotos vom Thomas sind wie immer top!?
    Immerhin bekomme ich dadurch eine Eindruck was mir alles entgeht ??

Hinweis
Sie befinden sich im Blog vom Tourismusverband Großarltal. Ältere Beiträge finden Sie in unserem Blogarchiv auf www.blogarchiv.at.

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