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Was man unter einem „Jungfrautret“ versteht

Wieder einmal ein Artikel der ohne vorherige gründliche Einschulung nicht auskommt. Zur Erläuterung des Begriffes „Jungfrautret“ (wir sprechen das ungefähr so aus nur anders: „Jungfrautråit“) benötigt man folgendes Grundwissen – man zerlegt das Wort einmal in folgende 2 Teile:

„Jungfrau“ = eine vom Aussterben bedrohte Spezies
„Tret“ = der Almstall

Und ein Jungfrautret ist dann der Almstall, den die Kühe nach dem Melkvorgang verlassen haben, ohne hineinzumachen. Also ohne ihren Kot dort im Tret abzusetzen. Wenn sich nur eine Kuh nicht daran hält, ist die Jungfrautretregel schon gebrochen. Die Hirter auf den Almen sind immer scharf drauf, ein Jungfrautret zu haben, ist es doch mit weniger Reinigungsarbeit verbunden. Die Tret auf unseren Almen sind ja so gründlich sauber, dass man fast vom Boden aufessen könnte. Das müssen Sie sich ansehen.

Neulich war ich auf den zwei Kreealmen, der Bichlhütte (1.570 m) und der Kreehütte (1.483 m), in Hüttschlag unterwegs. Da waren auch allerhand News, unter anderem auch über weiterführende Regeln zum Jungfrautret zu erfahren. Eine heimische Jägerrunde auf der Kreehütte hat sich dafür interessiert, ob der für den Sommer „angemietete“ Hirter, der eigentlich aus der Südoststeiermark kommt und es dort mit den Almregeln sicher nicht gar so weit her ist, mit den Gegebenheiten des Jungfrautrets schon ausreichend vertraut gemacht wurde.

Also noch einmal zum in dieser Hinsicht substanziellen:

  1. Ein Jungfrautret ist deshalb einmal erstrebenswert, weil es mit weniger Putzaufwand verbunden ist. Das ist einmal die Kernaufgabe des Jungfrautrets.
  2. Was das Jungfrautret nach unseren uralten über Jahrhunderte überlieferten Bräuchen jedoch weiter an sich hat ist, dass der Hirter damit die Berechtigung, wen nicht gar die Verpflichtung erwirbt, vereinfacht ausgedrückt in dieser Nacht in der Kammer (Almschlafgemach) der Sennerin zu übernachten. Gut möglich, dass er sich allein in der finsteren Hirterkammer fürchtet und es ihn schon aus diesem Grund in die Sennerinkammer zieht.

Wieder zurück zur Kreealm. Und zur Jägerrunde. Jäger verfügen auch einen umfangreichen Erfahrungsschatz was nicht nur die Jagd sondern auch das Almleben betrifft – schließlich streifen sie im Sommer bevorzugt auf den Almen herum. Und so erkundigt man sich aus Jägerkreisen beim aus der Südoststeiermark kommenden Kreealm-Hirter auch, ob man ihm in Hinblick auf die vorangeführte Regel zwei auch eine hinreichende Einschulung angedeihen ließ. Was dieser ausdrücklich bejaht – keinerlei Schulungsmanko erkennbar. Er macht jedoch von dieser Regel kaum Gebrauch meint er, schließlich will er es sich mit dem Seniorhirter nicht verscherzen. Und so konnte er dann trotz „Jungfrautret“ immer noch irgendwie alte Reste von Kuhscheiße zusammenkratzen, damit unser Brauchtum, das gnadenlos zu pflegen und weiterzuführen ist, nicht schlagend werden konnte.

Ja, so ist das Leben auf den Almen. Ursprünglich, arbeitsreich, aber ebenso unterhaltsam.

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