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Was der Alois unter einem „Gams’ongsoachten“ versteht

Ziemlich glatt dieses Parkett. Aber um auch einen Bildungsauftrag gerecht zu werden, riskieren wir das trotzdem. Wir wollen Sie ja schließlich bestens auf Ihren Großarltal-Urlaub vorbereiten. Und dazu gehört natürlich auch das bedingte Verstehen unserer Ausdrücke. „Bedingt“ daher, weil es uns kaum gelingen wird, unsere jahrhundertealte Mundart vollkommen rüberzubringen. Ist auch gar nicht unser Ziel, schließlich kommunizieren wir die geheimsten Dinge in unserer eigenen Sprache und das muss nicht jeder verstehen. Das muss bei „geheim“ so sein.

Lois (mit der Dienstmütze) und Herbert vom Aschaustüberl in Hüttschlag

Aber wir wollen Sie natürlich mit den wichtigsten schon leicht abseits der Norm liegenden Ausdrücken vertraut machen, die in einem Urlaub im Großarltal so ganz unabdingbar sind. Dazu gehört zweifellos auch der „gams’ongsoachte“. In gemütlicher Runde auf einer Hütte können sie nämlich durchaus mit der Frage konfrontiert werden, ob es ein „Gams’ongsoachter“ sein darf. Wie erst kürzlich bei meinem Vetter Alois, Wirt vom Auschaustüberl in Hüttschlag. Ich habe ihn in diesem Blog schon mehrmals vor den Vorhang gezerrt, weil er sehr sympathisch ist und es perfekt versteht die Leute zu unterhalten. Anfang letzter Woche wär er übrigens fast erfroren sagt er. Weil er gleich drei Mal hintereinander mit seiner Zugin den Schneewalzer spielen musste.

Und irgendwann im Laufe des Abends, meist schon im vorderen Drittel, kommt bei ihm auch unweigerlich die Frage nach dem „Gams’ongsoachten“? Dies wär grundsätzlich einmal, und das sollten Sie sich bitte unbedingt merken, mit einem klaren „Ja“ zu beantworten (Ausnahmen: Sie sind schwanger; Sie sind unter 18; Sie vertragen Alkohol schlecht). Wir bewegen uns hier schon tief im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Der „Gams’ongsoachte“ ist nämlich eine Form des Gesundheitsschnapserls. Nicht der Vogelbeer, von dem wir hier in diesem Forum schon viel gehört haben und der in dieselbe Kategorie fällt, sondern der Enzianwurzenschnaps. Die Wurzel schmeckt man hier so richtig heraus.

Die unterirdischen Pflanzenteile des gelben Enzian werden bei dieser fast Arznei dem Obst (im „Boaßfassl“) zugesetzt und gebrannt. Der gelbe Enzian ist eine teilweise geschützte Pflanze, die uralte Form der Gewinnung als Schnapszutat ist allerdings zulässig. Jedenfalls wächst der gelbe Enzian auf unseren Almen in dem Bereich wo auch die Gämsen beheimatet sind. Gämse = Gams – der erste Wortteil von „gams’ongsoacht“ wär damit geklärt. Schwieriger ist der zweite Teil. Er bezeichnet eine der mundartlichen Vergangenheitsformen des Wasserlassens. Für diese lebensnotwendige Tätigkeit gibt es in unserer Sprache eine Fülle von Begriffen – alle ziemlich hart vertont, weshalb ich Ihnen die Details lieber erspare. „Gams’ongsoacht“ bedeutet damit – fein formuliert – „schon im Gamslebensraum gewachsen“. Und das ist immer was Vielversprechendes – meist Synomym für besondere nachhaltig gesundheitliche Wirkung. Nebenwirkungen in Form vorübergehender eher nachteiliger Veränderung des körperlichen Allgemeinzustandes in der Konsumphase (+ 12 Stunden) allerdings nicht ausgeschlossen.

Ich hoffe, das war ein wichtiger Beitrag dass die Verständigung in unserem Tal ziemlich fehlerfrei gelingt. Und damit Sie gleich wissen, bei welcher Frage Sie ohne zu zögern „Ja“ sagen sollten.

NS: Der Alois vom Aschaustüberl kann, wie man gleich sieht (mit Gesangspartner Toni), auch hervorragend singen – das ist auch ein Teil der Gemütlichkeit. Eine kleine Einschulung für das folgende Video:
1. Beachten Sie den etwas unorthodoxen Abgang des Herrn mit Hut am Anfang des Films. Gefiel ihm wohl nicht mehr. Den durch ihn verwendeten Mundartausdruck zum Abschied klären wir vielleicht ein anderes Mal auf. Sonst wird’s zu viel.
2. Die hübschen Damen sind die – hoffentlich stets freundlichen – Kassiererinnen der Großarler Bergbahnen (+ Frau Ammerer und Herr Aichhorn von der Verwaltung der Großarler Bergbahnen).
3. So richtig herzzerreißende Liedtexte mit Tiefgang waren bei uns schon lange erfunden bevor es die Kastelruther gab. Wir stehen auf sie (unsere Volkslieder mein ich). Gute Unterhaltung.

2 Antworten auf Was der Alois unter einem „Gams’ongsoachten“ versteht

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