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Wie wird der Winter?

Es war der 12. Oktober, ich erinnere mich fast noch so genau als ob es erst vor 21 Tagen gewesen wäre. Ein sonniger Montagnachmittag an der sonnengewärmten hölzernen Hüttenwand der Mandlhütte im Aigenalmtal. Alle bisherigen Botschaften die ich in Richtung Winter vernahm, waren für mich in meiner Funktion als „Liftler“ höchst beruhigend. Doch an diesem sonst wunderprächtigen Montag war es etwas anders. Wäre ich ganz zart besaitet, hätte mich die Feststellung von der netten Sennerin Kathi zutiefst beunruhigen können. Sie klang nämlich ungefähr so, in dem sie auf die gegenüberliegende Seite des Aigenalmtales zeigte: „der Winter könnte heuer gleich spät kommen wie voriges Jahr, weil die Lärchen noch nicht verfärbt sind“. Bumm, das saß doch irgendwie. Die Vorstellung, dass sich der Dezember gleich verhalten könnte wie der letzte, noch in unguter Erinnerung wie wenn er erst vor 10 Monaten gewesen wäre, ließ in mir kurzes Unbehagen aufkommen. Wenn da nicht der in der Zwischenzeit standesgemäß angereiste alte Jäger Karl gewesen wäre. Er brummelte was von „Kolender“ und öffnete seine Geldtasche. Jetzt gibt es hier bei uns im Großarltal wenn jemand männlichen Geschlechts seine Geldtasche, von einem Zahlvorgang einmal abgesehen, öffnet im Regelfall zwei Möglichkeiten. Die jüngeren Männer kramen da öfter ein Foto von ihrer Geliebten hervor. Die etwas reiferen unter uns, noch dazu wenn sie Jäger sind, jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Foto des zuletzt gerade erlegten Hirsches. Je nach Jagdsaison sind auch Fotos von Reh- oder Gamsbock zulässig. Jäger Karl holte jedoch, und das war die zweite Überraschung innerhalb kurzer Zeit, einen 100jährigen Kalender heraus und las mir in Absätzen daraus vor. Mit dem Ergebnis, dass der 100jährige Kalender – welcher übrigens entgegen seinem Namen aus der Zeit ab dem Jahr 1652 stammt – summa summarum von einem sehr frühen Wintereinbruch und tiefen Winter ausgeht. Und auch meine Kontrollfrage, ob der heutige Schönwettertag und der ganze Jahrhundertsommer ebenso halbwegs richtig vorhergesagt wurden, konnte von Karl eindeutig bestätigt werden. Ja, die Sache mit den noch sehr grünen Lärchnadeln vom 12. Oktober war für mich damit halbwegs neutralisiert.

In Verfärbung befindliche Schneehuhnkolonie im Bereich der Nebelkarscharte ca. am 20. September

In Verfärbung befindliche Schneehuhnkolonie im Bereich der Nebelkarscharte ca. am 20. September

Wie ich eingangs schon erwähnte waren alle sonstigen Winterindikatoren, abgesehen von dieser Geschichte, schon höchst ermutigend. Der Lenz vom Edelweiß konnte bereits um den 20. September bei einer Wanderung im Bereich der Nebelkarscharte, das ist in Hüttschlag hinten ganz weit oben, in Verfärbung befindliche Schneehühner fotografieren. Diese sind im Sommer braun und wechseln auf den Winter hin ihr Federkleid ins weiße. Ich bin jetzt kein Paradejäger, aber ich würde dieses Indiz der frühen Verfärbung einmal als zumindest im Zweifelsfall positiv werten.

Wenn’s um die Winterprognose geht, führt wie immer an der Königskerze – einer hochwachsenden Pflanze – kein Weg vorbei. Jetzt schauen wir dazu sogar etwas über die Grenzen nach Bayern. Dort gibt es einen absoluten Königskerzenexperten (die man dort auch „Wetterkerze“ nennt), der von ihrem Blütenstand den Winterverlauf ablesen kann. Ich unterstelle jetzt einmal, dass die österreichische Königskerze der Vorhersagekraft ihrer bayrischen Kollegin um nichts nachsteht. Und wenn das so ist, dann spricht alles, also der ganze Stängel, für einen bemerkenswert tiefen Winter. Einzelne Königskerzen in unserem Tal haben heuer sogar eine unglaubliche Höhe von 2,5 bis 3,0 Meter erreicht wurde mir berichtet. Auf YouTube gibt es auch ein entsprechendes Vorhersagevideo vom Sepp (der Name allein bürgt schon für Qualität), dem Schnee-Orakel aus Bayern, auf das wir hier hin verlinken: Königskerzenvideo aufrufen. Und eine weitere Nachricht in Richtung Seilbahnunternehmen ließ Sepp der Königskerzenleser ebenfalls publizieren, nämlich: „Ich glaube, die Skiliftbetreiber werden sich mit dem Thema Kunstschnee eher nicht befassen müssen.“ Gar keine so schlechte Botschaft – ich rechne mal schnell: Kosten € 3,00 pro Kubikmeter produzierten Schnee x 700.000 m3 (Schneeproduktion Großarltal 2014/15): das ergibt einen ganz schönen Haufen Geld. Da gingen sich schon, ganz theoretisch, ein paar Biere aus.

Das Problem mit der Lärche!

Lärche auf der Karseggalm am 26. Oktober 2015

Lärche auf der Karseggalm am 26. Oktober 2015

Tatsächlich hat die Verfärbung und der anschließende Nadelabwurf der Lärche heuer relativ zögerlich eingesetzt, aber nun hat sie es scheinbar auf einmal sogar richtig richtig eilig. Die Lärchnadeln „dostln“ jetzt wie wild, hat der Hias, Hiata der Igltalalm zu diesem Thema gemeint. Mit dem Mundartausdruck „dostln“ beschreibt man ein Geräusch das entsteht, wenn etwas Abfallendes in Form eines Massenereignisses am Untergrund auftrifft (etwa Regentropfen am Dach). Mein Wetterinformant Bergbauer Rupert meint zum späteren Einsetzen des Laubabwurfs übrigens, dass dies auch als Zeichen für einen bevorstehenden kalten Winter gewertet werden darf. Mehr vom Rupert etwas später.

Um an weitere Informationen bezüglicher Winterindikatoren zu kommen, habe ich auch eine bergbahninterne Expertenrunde einberufen. Eine typisch österreichische Lösung, mit der allen Problemen wirksam begegnet werden kann. Um vollständiges Erscheinen sicherzustellen, war die Expertenrunde geschickt als Termin zum Wildessen im Hotel Auhof getarnt. Dieses Kalkül ist auch aufgegangen. Bereits nach Verzehr der ersten Flasche edlen Weines konnten wir umfassend in das Thema Winterwetter einsteigen. Auf einen trockenen Sommer folgt, nach alter Volksweisheit, ein niederschlagsreicher Winter – konnte Betriebsleiter Alois zu diesem Thema beisteuern. Das 1:0 für einen guten Winter wär an diesem Abend damit geschossen. Pistenchef Sepp bringt den Aspekt des sehr hohen Blütenstandes der Königskerzen ein. Siehe auch weiter oben, 2:0. Betriebsleiter Florian berichtet vom alten Spruch „unstada“ Oktober, früher Winter. 3:0. „Unstad“ bedeutet übrigens so viel wie „stark wechselnd“. Und das Oktoberwetter war bunt gemischt. Allerdings hat der Florian Mitte Oktober in Saalbach anscheinend auch noch eine Schwalbe gesehen, diese Beobachtung geht nun in eine unerwünschte Richtung, die sollten schon längst in den Süden abgereist sein. Daher 3:1. Puuh, trotzdem Glück gehabt, zumindest wurde dieses Federviecherl nicht im Großarltal gesichtet. Wenn auch nicht gerade zu diesem Thema passend sollte nicht unerwähnt bleiben, dass das Essen im Auhof vorzüglich schmeckte, meinten wir Experten für eh alles.

Absolute Wetterexperten für das Großarltal bei ihrer anstrengenden Arbeit (vlnr.: Hias von der Igltalalm; der Autor dieses Postings; Bergbauer Rupert mit Sohn Rupert)

Absolute Wetterexperten für das Großarltal bei ihrer anstrengenden Arbeit (vlnr.: Hias von der Igltalalm; der Autor dieses Postings; Bergbauer Rupert mit Sohn Rupert)

Aber was sagt eigentlich mein Leibwetterprophet Bergbauer Rupert zu der ganzen Winterwettergeschichte?

Mein Wetterinformant Nummer 1 im Großarltal, Bergbauer Rupert, kann im Wesentlichen alle Indizien die auf einen frühen und kalten Winter hindeuten bestätigen. Das deckt sich mit den Ergebnissen seiner Vorhersagekraft ganz gut. Er geht davon aus, dass bereits Mitte November der Winter über uns hereinbricht und Skifahren sehr früh möglich sein wird. In der ersten Dezemberhälfte rechnet er mit einem vorgezogenen „Weihnachtstauwetter“, das dann dafür zu Weihnachten nicht mehr erscheint. Auch im Februar und März darf bei wechselhaften Wetterverhältnissen wieder mit ausreichendem Neuschneenachschub gerechnet werden. Nicht überbewerten würde er die „Reifregel“ (100 Tage nach dem Morgenfrost kommt Schnee – ganz vereinfacht ausgedrückt; der Reif zögerte heuer auch etwas), war sogar sein Vater schon der Ansicht. Im Frühjahr würde sie besser stimmen als im Herbst. Und bringt als Beispiel das Jahr 1966, in welchem es erst am 30. Oktober das erste Mal gereift hat und bereits 14 Tage später hat es restlos zugeschnieben. Jedenfalls geht der Rupert zusammenfassend davon aus, dass der Winter früh beginnt, kalt und schneereich wird. Ich nehme einmal an, nicht nur zur Beruhigung von uns Wintertouristikern, weil er damit rechnen kann, dass wir ihn an seine Worte erinnern würden.

Also im Hinblick auf den Winter 2015/16, abgesehen von so einem den letzten Flieger verpassten Schwalberls das wir nicht überbewerten sollten, alles in ziemlicher Eintracht eitel Wonne. Mein Nachbar hat übrigens heuer außergewöhnlich viel Holz eingelagert und sogar mein Goldfisch hat sich einen Pelz wachsen lassen (außer er ist tot, dann ist es doch Moos). Das würde ich als weitere Bestätigung einer ohnehin klaren Tendenz nehmen 😉 .

Ja es wird definitiv ein ausgesprochen starker Winter! Sie sollten daher weder mit Saisonkartenkauf noch mit ihrer Buchungsentscheidung zurückhaltend sein (total uneigennütziger Tipp). Die Gewähr, dass dieser Sensationswinter so eintrifft liegt wieder bei 50:50. Also es kommt so oder eben anders.

3 Antworten auf Wie wird der Winter?

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