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Höhenmeterwahn(mit)sinn

Es war einmal, so fangen normalerweise nur Märchen an. Das ist hier eine Ausnahme, also: es war einmal bei einem Faschingsball, zu einer Zeit zu der alle von uns mit Sicherheit schon besser zu Hause aufgehoben gewesen wären, in der vereinbart wurde den Höhenmeterrekord zu brechen. Wer mich kennt weiß, dass es kein Rekordbrechen im Skitourengehen oder sonst ähnlich anstrengenden Tätigkeitsfeldern sein kann, sondern im vergleichsweise gemütlichen bergabfahren mit den Skiern auf den Abfahrten in unserer Heimat Großarltal – nach vorheriger kraftschonender Nutzung der modernen Seilbahnanlagen. Und die „wir“, die da eh nur einmal etwas länger geblieben sind,  sind Chris (sen.) – gewaltiger Skihüttenbauer in halb Mitteleuropa, Sepp – aktiver Verkaufsleiter bei Intersport Lackner, Erich – umtriebiger und hochsportlicher Platzkrämer am Marktplatz sowie ich – da gibt es nicht viel zu sagen, außer vielleicht: der Jüngste in der Runde, was trotzdem nicht mit der „sportlichste“ oder der „fitteste“ gleichzusetzen wäre. Was uns verbindet? So weit nichts besonderes, abgesehen von der intensiven Verbundenheit mit unserer Heimat Großarltal, teils touristischen Anknüpfungspunkten, der gegenseitigen respektvollen Begegnung, und vielleicht ein Hang zu nicht alltäglichen Erlebnissen.

Ja, wir haben uns nun gestern in skifahrerischer Herrgottsfrühe an der Talstation getroffen um vollmotiviert die Latte zu brechen. Diese liegt hoch: 20.658 Höhenmeter. Leichter wäre der Rekord über die Kabinenbahn in Dorfgastein einzustellen, weil die um einiges mehr an Höhenmetern überwindet – kommt für uns aber nicht in Frage, eingnahte Kirchturmpatrioten wie wir sind würde das an Heimatverrat grenzen. Am leichtesten wäre das Problem ohne dass eine Schweißperle rinnen muss über die Technik zu lösen, wär mir einmal nur ganz kurz in einem Anflug von Selbstzweifel in den Sinn gekommen. Nein, einstimmige Ablehnung, hochseriös muss es zugehen, ohne irgendwelche Bevorzugungen – unser Körper wird also daran glauben müssen.

Rein rechnerisch sind wir gezwungen von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss alle 20 Minuten eine komplette Runde bei der Panoramabahn Großarltal hinzukriegen damit die Chancen überhaupt gewahrt bleiben. In dieser Zeit müssen wir mit der Kabinenbahn hinauffahren (dauert schon 13 bis 15 Minuten inklusive zeitraubender Mittelstationsdurchfahrt), Skier anziehen, sicher für uns und für andere ins Tal fahren, Skier ausziehen, Leser passieren, Anstehen, aufs Klo gehen gerade bevor’s was zreißt, sich von etwaigen Stürzen aufraffen, sich übergeben (Späßchen) … das den ganzen Tag lang von der ersten Minute bis zur letzten. Und die Veranstaltung braucht Niveau: es darf kein primitives Gebolze ohne Rücksicht auf Verluste werden, darum bekommt das Ganze auch Grenzen und einen sozialen Anstrich. Pro 1.000 Höhenmeter stellen uns Sponsoren einen erheblichen Betrag bereit, den wir dann in unserem Tal einem unbedingt wichtigen mitmenschlichen Zweck zuführen werden. Das ist richtig schön motivierend.

Die Panoramabahn Großarltal setzt sich pünktlich in Bewegung, die Außentemperatur ist mit – 16 ° nicht gerade lauschig, der Höhenmeterwahnsinn beginnt. Kurz davor gab es noch Mankos im Ausrüstungscheck – ich hab meine Skistöcke vergessen. Der Platz vor der Talstation ist aber eine diesbezügliche Fundgrube. Dem Alkoholgenuss im Auhofschirm sei Dank. Gleich in der Runde 1 zeigen wir Zerfallserscheinungen. Chris – eigentlich der Älteste, und dem steht das somit gar nicht zu, bolzt uns davon. Bereits bei der 2. Gondelfahrt sind wir scheinbar Einzelkämpfer und das macht mir gar keine Lust. Ich erinnere meine Freunde an das Solidaritätsprinzip – dieser Wunsch war wahrscheinlich zwischen Fototermin und Startschuss unerwähnt geblieben – mein Fehler. Wir haben uns dann wieder eingefangen bzw. getroffen. Gott sei Dank nicht im Sinne von zusammenfahren (kollidieren) auf der Piste. Das Pistenflitzen hat uns die höchste Konzentration abgerungen. An dieser Stelle darf ich mich bei einem namentlich unbekannten Skifahrer unterhalb der Alpentaverne entschuldigen, den ich einmal vielleicht über das Maß des erträglichen geschnitten habe – hoffentlich kann er es mir für den guten Zweck verzeihen.

Also, wir waren wieder die ursprüngliche Viererbande. Zufällig dazugestoßen ist mittlerweile als wertvolle Bereicherung auch Peter, ein weiterer Einheimischer mit Skilehrer- und Skicluberfahrung. Und in der Panoramabahn Großarltal, um die sich bei unserem Versuch im wahrsten Sinne des Wortes alles dreht, treffen wir die verschiedensten Menschen. Nette Leute, hübsche Damen, Stammkunden (Werner Gruber aus Gastein etwa – danke für Deinen spontanen Beitrag), Gäste mit Sprachbarrieren (wir wußten nie auf welcher Seite die Barriere lag), einheimische Schulkinder,  und und und. Die etwas zeitraubende Mittelstationsdurchfahrt haben wir auch ab und zu zum Überholen genutzt. Also aussteigen, 3 Kabinen vorglühen, einsteigen. Macht für den unbeteiligten Beobachter den Anschein von Idiotie. Für meinen Teil habe ich das beim Aussteigen immer damit gerechtfertigt „ich muss Euch jetzt verlassen, ich bin spät dran und muss eine Skihütte am Berg schnell aufsperren“.  3 Kabinen weiter und die nächsten 15 Runden klang das etwa unisono. Diese Argumentation erschien unseren Gästen plausibel, großteils wurde diese Vorgangsweise sogar als dringend notwendig erachtet. Hier wurde etwas geschwindelt, die Hütten waren vorher schon offen, ich bin reuig, bitte um Nachsicht.

Dann kam die Zeit wo die Oberschenkelmuskulator etwas zu ziehen begonnen hat. Nicht dramatisch und vor allem gelindert durch ständig einlangende Sponsorzusagen. Wie gesagt kommt das nicht uns zugute, wir sind momentan alle halbwegs versorgt, obwohl sich diese Gelder in verflüssigter Form in unseren Mägen auch ganz gut machen würden – ein Späßchen am Rande. Vergess ma’s.

Der Tag wär nicht so gut verlaufen wenn nicht die Mitarbeiter der Großarler Bergbahnen so perfekt auf uns geschaut hätten. Herbert und Sepp von der Panoramabahn Mittelstation reichten etwa Tee, auf die angebotene hochprozentige Würze mussten wir leider verzichten, hat uns eh geschmerzt. Peter und Manfred in der Talstation sowie Reinhold und Naz in der Bergstation haben geschaut, dass unsere Rucksäcke mit Lebensnotwendigem (Sauerstoffmasken, Blutzentrifugen usw.) am richtigen Ort immer verfügbar waren.

Also alles bestens. So haben wir den bisherigen Höhenmeterrekord mit 20.658 m auch schon um 14.45 Uhr eingestellt. Was tun mit dem angebrochenen Nachmittag? Die Oberschenkel melden sich schon etwas länger zu Wort – die Antwort ist aber trotzdem klar: fertigfahren. Am Ende des Tages haben wir dann eigentlich unschlagbare 26 Fahrten mit der Panoramabahn Großarltal und 25.064 Höhenmeter bewältigt. Gleichzeitig ist das auch der bisherige Skigebietsrekord, kaum zum derbiegen. Aber um das geht’s nicht. Ok, fast nicht. Es war schon auch etwas eine Frage der Ehre. Aber vor allem erfüllt uns, dass der Körpereinsatz einem wichtigen karitativen Zweck gedient hat.

Wir sind gefahren, Gott sei Dank hat’s nicht einen von uns einmal zerbröselt, und folgende Personen und Institutionen haben unsere Höhenmeterleistung in bare Euro’s umgewandelt:

  • Die Großarler Bergbahnen, auch mein allerliebster Arbeitgeber: wir durften auf ihren Anlagen und Abfahrten herumreiten, aber mit gültigen Skipässen versteht sich. Geschäftsführerin Gertraud Gerzer hat darüber hinaus als Hauptsponsor meine Höhenmeterleistung mit EUR 20,00 pro 1.000 Höhenmeter übernommen.  Kommt einiges zusammen.
  • Ambros Hettegger vom Hotel Tauernhof hat ein gutes Herz und sich ebenfalls spontan finanziell weit hinausgelehnt.
  • Peter Hettegger vom Hotel Edelweiß, die Eigentümer des Hotel Großarlerhof – dem neuesten Stern am gutbestückten Großarltaler ****-Himmel, Baumanagement Sepp Prommegger („Bumsti“, t’schuldige), Thomas Lackner, Lowa Schuh, Far Küchen (Radstadt), Head, Stammkunde Werner Gruber und Michael vom Auhofschirm.
  • Alois Kreuzer, Betriebsleiter der Großarler Bergbahnen, der uns nicht nur auf dem Hals hatte sondern darüber hinaus auch noch bei den Höhenmetern finanziell mitgebissen hat.
  • Familie Hansi Ganschitter, die ihre Brieftasche ebenfalls ordentlich geöffnet hat.
  • Mary, die uns auf dem Laufenden gehalten hat.

Dieses intensive Höhenmetersammeln ist zur Nachahmung durchaus empfohlen, sofern es gesittet abläuft (bei schwachem Betrieb) und einem guten Zweck dient.

Und wie ist das Ganze dann für uns Höhenmeterfresser noch ausgegangen? Nein ins Tal werden wir gefahren sein. Die Jagahütte erschien uns für einen kleinen feinen Ausklang bei Bauernbratl, ein/zwei Bier und vogelangeschissenen Schnaps bestgeeignet. Und diese Geschichte endet wie sie begonnen hat in der Märchenform: Und wenn es keine Pistensperre gäbe, dann wärn wir heut noch oben.

Link zur „Skiline-Statistik“ der Großarler Bergbahnen mit Höhenmeter, Abfahrtskilometer, Webcambild usw. – ein Kundenservice der Extraklasse (hier klicken)

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